Es ist geschafft, das rasende Duo ist im Ziel und das mit einem bunten Sammelsurium an Emotionen, Eindrücken und Erfahrungen.
Angefangen mit einer sehr unruhigen und vor allem kurzen Nacht, da meine Cousine erst am Abend vor dem Rennen aus Dortmund angereist ist und gegen 00:30 Uhr eintrudelte. Nicht die besten Voraussetzungen, um fit in einen anstrengenden Tag zu starten. Aber mein Cousin hatte am Freitag seine Abi-Entladungsfeier samt Zeugnisvergabe und da will man als Schwester natürlich nicht fehlen. Und wer meine Cousine kennt, der weiß, dass ihr kein „Termin“ zu viel ist und sich „alles irgendwie schon unterbringen lässt“. Der Tag mag zwar nur 24h haben, aber wer will, der weiß seine Herzensangelegenheiten über den Tag hinweg geschickt zu koppeln.
Ausdauer- und Koppelfähigkeit sind schon mal vorhanden!
Damit beweist Carolin also bereits zwei wesentliche Fähigkeiten, die bei einem Triathlon nicht ganz unwesentlich sind, um irgendwie durchzukommen – so auch beim Rennen am Samstag. Das eine ging wie geschmiert ins andere über und das, ohne dabei unnötig Zeit zu vergeuden – Stichwort ‚Trans 1 and 2‘. Wobei ich mich immer noch Frage, wie Carolin es geschafft hat, die Wechselzone trotz WC-Pause derart flott zu meistern. Das kennt man höchstens von Mann, dem die Miktion (medizinischer Fachbegriff für Blasenentleerung) rein physiologisch leichter gemacht wurde.
Jetzt aber weg vom Straßenrand zurück auf die Strecke bzw. eigentlich sind wir ja noch gar nicht gestartet.
Der Start war am Samstag auf 8:52 Uhr angesetzt. Kurz nach sieben machten wir uns auf den Weg. Die Fanbase alias meine Eltern und die Eltern meiner Cousine wurden samt Räder sicher in zwei Autos verstaut und Richtung Innenstadt chauffiert. Die Support wurde noch mit zwei meiner Arbeitskollegen getoppt und auch die Regenwolken hielten sich rechtzeitig schonend zurück.
Auch meine Cousine und ich hielten uns nach einem kurzen WarmUp so lange zurück, bis die letzte Minute vorm Schwimmstart anbrach, um ins 18,5°C kalte Wasser zu springen. Die Wartezeit lässt sich schließlich auch anders überbrücken, als unnötig Energie damit zu verschwenden, die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Ich hatte schon einmal eine „traumatische Alster-Schwimm-Erfahrung“ machen müssen, deshalb sollte es Kopf abwärts so lange wie möglich trocken bleiben.
Alster-Trauma hin oder her, wir ziehen es gemeinsam durch
Zwar war ich mir bei der Anmeldung sowohl der unterschiedlichen Aggregatzuständen als auch meinem potentielle Endgegner – die Alster – bewusst, aber ich wollte meine Cousine bei ihrer Premiere einfach nicht alleine lassen. Es sollte die nächste Aktion werden, die wir gemeinsam meistern – wie alle mehr oder weniger verrückten und lebhaften Erfahrungen, die wir seit mehr als 20 Jahren sammeln.
Deshalb lautete unsere Devise auch:„Nicht lang schnacken, sondern es gemeinsam (an)packen!“
Ich griff nach knapp 10 Minuten wieder nach festem Land bzw. einer helfenden Hand, die mich aus dem Wasser hievte. Während ich über den ausgelegten, blauen Teppich „rannte“, fühlte es sich so an, als wenn sich Ober- und Unterkörper getrennt voneinander fortbewegten. Auch als ich mein Rad in der Wechselzone erreichte und mich dafür entschied, den nassen Einteiler aus- und trockene Rad-(später Lauf-)Sachen anzuziehen, spielte meine Motorik nur eingeschränkt mit.
Überraschend tauchte kurz danach meine Cousine neben mir auf! Tatsächlich war ich zuerst verwundert, aber gleichzeitig beeindruckt, wie schnell sie die 500m (12:10min) hinter sich gelassen hat. Ich hingegen war noch immer zitternd damit beschäftigt, mich für die zweite Disziplin zu rüsten und wechselte erst nach gut 10min endlich aufs Rad. Das einzig Positive, was das Zittern mit sich brachte – es wirkte sich vorteilhaft auf die Trittfrequenz aus.
Lap 2 – was heißt das?
Die englische Sprache ist mir zwar nicht fremd, aber trotzdem war ich zuerst verunsichert und hatte eigentlich vor, nach einem hoffentlich kürzeren Trans 2 in den letzten Part des Triathlons überzugehen. Aber offensichtlich war meine Renn-Vorbereitung lückenhaft, denn mir zu dem Zeitpunkt nicht klar, den Streckenkurs zwei mal absolvieren zu müssen. Ich hatte noch den alten Radkurs im Kopf, bei dem nur auf der Olympischen Distanz zwei Runden gefahren werden mussten. Und nachdem ich mir die neue Strecke für die Sprinter zwar vorweg angesehen hatte, dachte ich mir, diese sei ebenfalls nur einmal abzufahren. Aber nicht nur das Schild kurz vor der Wechselzone mit „Lap 2“ als auch meine Uhr, die erst 20min stehen hatte, half mir auf die Sprünge, was mir dann auch von zwei Mitstreiter bestätigt wurde: „Ja, die Runde fährst du zwei Mal!“ Also aufs Neue ging es entlang des Hafens Richtung Reeperbahn und wieder zurück.
Meine Cousine, die sich der ‚Wiederholung‘ ebenfalls nicht bewusst war, jedoch bei dem Schild ebenfalls ins Stutzen kam, wechselte leider frühzeitig nach der ersten Runde auf die Laufstrecke. Zwar hatte sie ebenfalls zwei Leute gefragt, „ob hier das Ende der 20km Strecke ist“, was man ihr bestätigte. Problem: dort, wo sie stand, wäre auch das Ende gewesen, sofern man die Runde zwei Mal abgefahren wäre. Sie hatte ihre Frage einfach missglücklich und in einem ungünstigen Moment gestellt.
An dieser Stelle wäre es wichtig, anzumerken, dass weder Rad- noch Laufstrecke mit Kilometer-Schildern ausgestattet wurden. Das wäre insbesondere beim Radfahren ein wichtiger Orientierungspunkt gewesen und für uns beide letzten Endes der entscheidend Hinweis gewesen.
Offiziell ein DNF, inoffiziell eine stolze Premiere
Jetzt ist es wie es ist. Carolin hat offiziell zwar ein DNF stehen, aber für mich hat sie ihren ersten Triathlon trotzdem souverän gemeistert. Und das mit einer wie ich finde starken Schwimm- und Laufzeit.
Ich bin überzeugt, dass sie auch die volle Rad-Distanz geschafft und danach auch noch das Laufen ebenso gut gemeistert hätte. Und das bei einer Vorbereitung, die in Sachen Laufen, Schwimmen und Radfahren zu wünschen übrig ließ bzw. sehr kurz ausfiel, da sie sich – wie ihr vielleicht aus dem Vorbericht wisst – vermehrt dem Sportstudium widmen musste. Deshalb ziehe ich wirklich nur den Hut vor ihrer Leistung und überhaupt vor ihrer Entscheidung, sich dieser Herausforderung zu stellen und es ohne Rückzieher auch durchzuziehen! Ja, du hast das Rennen durchgezogen – wenn auch nur auf dem Papier nicht offiziell beendet.
Ich selbst freute mich einfach nur, nach dem Schwimmen und Radfahren (nachdem ich auf der zweiten Rad-Runde endlich wieder auf Betriebstemperatur kam) ins Laufen überzugehen. Wobei man an dieser Stelle natürlich sagen muss, dass ich normalerweise sehr gerne schwimme und regelmäßig Koppeleinheiten auf dem Trainingsplan stehen. Aber im Wettkampf ziehe ich die reine Raserei auf zwei Beinen vor.
Der letzte Kilometer blieb sogar unter 4min, was einem nach dem Radfahren nicht so schnell vorkommt. Die Beine fühlen sich schwer an, genauso wie das Gefühl für die tatsächliche Geschwindigkeit.
Natürlich verdrängte ich meine Endorphine kurz nachdem ich von meiner Cousine im Zielbereich erfahren hatte, dass ihr in der Summe 10km fehlen. Aber schnell wussten wir einander aufzubauen bzw. mit der Situation umzugehen und trotzdem stolz zu sein. Denn das kann sie auf alle Fälle! Mal schauen, was wir uns als nächstes einfallen lassen 😉
Allen Finishern und Semi-Bezwingern: Herzlichen Glückwusnch! Seid stolz auf euch bzw. wachst an der Erfahrung und kommt umso stärker im nächstes Jahr an selbigen Ort zurück! Danke an dieser Stelle auch unseren Unterstützer Erdinger Alkoholfrei, der uns sowohl den Startplatz als auch den Einteiler zur Verfügung gestellt hat.