Wenn der #rasendeCoach am Ende noch von seinem Schützling eingeholt wird
Ich habe mich in den letzten Monaten als Coach versucht und dabei Alexander Maiwald auf seinem sportlichen Weg begleitet. Ich hatte zwar schon vorher hier und da als Laufcoach gearbeitet, aber bis dato noch niemanden über Wochen mit Trainingstipps gerüstet und mit ihm auf ein bestimmtes Ziel hingearbeitet.
Theoretisch (BA Bewegungswissenschaften, Trainer C-Lizenz) und praktisch (bin selber seit Jahren leidenschaftliche und nun auch mehr leistungsorientierte Läuferin) aber auch durch meine Arbeit als „rasende Reporterin“ konnte ich mir ein hilfreiches Background erarbeiten, wovon ich bei der Betreuung zehren konnte.
Theoretisch ja, praktisch nein oder irgendetwas dazwischen – jeder ist anders!
Trotzdem ist es immer noch etwas anderes, seine persönlichen Erfahrungen an den ‚Mann‘ zu bringen. Das, was theoretisch sinnvoll ist und bei mir auch praktisch funktioniert, lässt sich nicht 1:1 übertragen. Jeder ist anders und bringt ganz unterschiedliche Voraussetzungen mit (körperliche Verfassung – möglicherweise physische Einschränkungen -, äußerliche/soziale Umstände – Beruf, Familienstand etc.), die das fortlaufende Training aber auch die Zusammenarbeit beeinflussen.
Mit wem habe ich es am Tag X (das Kennenlernen) zu tun? Und dabei ist nicht allein das aktuelle Leistungsniveau interessant, sondern insbesondere auch der Typ Mensch, sein Charakter und natürlich auch seine Zielsetzungen. Wo möchte er hin und warum?
Wo liegt deine gesunde Mitte?
Sowohl Alexander als auch ich haben in den nun gut vier Monaten einiges mitgenommen und obendrein verstanden, was mit Disziplin, Motivation, ehrlicher Leidenschaft aber auch Achtsamkeit zu erreichen ist.
Wichtig ist nämlich, einen Plan nicht einfach stumpf umzusetzen, sondern selbst mit Herz und Kopf dabei zu bleiben. Denn obwohl ich versucht habe, Alexander als Mensch und Sportler zu begreifen, stecken wir als Trainer nun mal nicht in ihnen drinnen. Sie müssen immer noch selbst entscheiden und abwägen, wo ihre persönlichen Grenzen liegen.
Theoretisch mag es also sinnvoll sein, aber praktisch nicht immer auch effektiv. Deshalb ist die körpereigene Rücksicht neben der individuellen Betreuung maßgeblich bzw. Maß-entscheidend, um langfristig erfolgreich zu sein.
Läuft bei dir!
Ich kann stolz und mit großem Respekt sagen, dass sich Alexander wirklich toll entwickelt hat. Wir beide also haben in Abstimmung jene Mitte gefunden, sodass wir hinter dem ein und anderen sportlichen Vorhaben ein zufriedenes Häkchen setzen konnten.
Die Zusammenarbeit lief zwar nicht face-to-face und wir standen lediglich auf digitalem Wege im Austausch, trotzdem stellte sich dies nicht als nachteilig heraus.
So schrieb ich Alexander wöchentliche Trainingspläne und von ihm kam dann meistens am Sonntag ein detailliertes Feedback zurück. So konnte ich nach und nach das Training individuell anpassen und auch besser verstehen, wie er auf die jeweilige Belastung reagiert.
Zeitgleich versuchte ich, ihm neue und ergänzende Trainings-Möglichkeiten aufzuzeigen (Lauf-ABC, ‚Tabata‘-Übungen, Schwimmen, Koppel-Einheiten) und zuweilen auch Ängste zu nehmen und Selbstvertrauen zu geben. Und dabei ist seine positive Entwicklung und insbesondere auch sein Einsatz und sein Mut, den er zuweilen aufbringen musste, wirklich bewundernswert!
Man muss nämlich sagen, dass ich selten jemanden kennengelernt hat, der so akribisch und so willensstark an sich arbeitet. Kein Nörgeln, keine Ausreden, keine Besserwisserei – dafür Flexibilität, Disziplin und pure Leidenschaft. Aber auch Vertrauen, welches er in meine Arbeit steckte und wofür ich sehr dankbar bin. Wobei dies letzten Endes auch erst eine zielführende Zusammenarbeit ermöglicht.
In Zahlen gesprochen
Alexander konnte seine im Jahr 2016 in Hannover aufgestellte Halbmarathon-Bestzeit (1:32:54h) beim diesjährigen Halbmarathon in Hamburg (der zum zweiten Mal im Rahmen des Haspa Marathons ausgerichtet wurde) auf 1:29:28h verbessern. Erst drei Wochen zuvor konnte er diese beim Halbmarathon in Hannover (07. April 2019) unterbieten (1:31:08h) und setzte dann trotz Hamburger ‚Schiedwedda‘ noch einen drauf!
Seine persönliche Bestzeit über 5km (20:57min, aus dem Jahr 2015) und über 10km (42:55min, ebenfalls aus dem Jahr 2015) konnte er bereits innerhalb eines 10km-Trainingslaufes deutlich nach unten schrauben (39:56min insgesamt und darunter die 5km noch einmal in 19:46min), denn bis dato hatten wir (hatte ER) noch an keinem offiziellen Wettkampf über jene beiden Distanzen teilgenommen.
„Mit deiner Hilfe habe ich wieder sowas wie partielles Vertrauen in mich selbst, konkreter gesagt in meinen Körper.“
Aufgrund von Implantaten, die er seit einer Leisten-Operation in sich hat, fühlte er sich lange Zeit sehr unsicher und wusste auch nicht, zu was sein Körper im Stande ist.
„Immerhin weiß ich nun, das ich noch was leisten kann. Auch als wandelndes Ersatzteillager 🙂 Also dieser alte Körper, der von fragwürdigen Kunststoffnetzen zusammengehalten wird, kann noch so einiges.“
Auch bei seiner Ernährung habe ich ihn unterstützt: „Da hast du eine Menge erreicht. Ich habe seit Dezember keine Fertigprodukte mehr gegessen (fertig = TK-Pizza oder so) und circa fünf Kilo abgenommen. Auf lange Sicht denke ich, mich bei 73-76kg Körpergewicht stabilisieren zu können.“
Der Gewichtsverlust und das systematische Training, bei dem ich auch viel Wert auf Lauf ABC-Übungen, Kraft-, Stabilitäts- und Beweglichkeitstraining gelegt habe, haben es Alexander ermöglicht, endlich schmerzfrei zu sein. Denn bis dato hatte er immer wieder Probleme mit seiner Ferse als auch den Implantaten, die sich nach gewissen Belastungen bemerkbar machten.
„Die Systematik im Training gefällt mir. Du ermöglichst mir dadurch, mein Potential auszuschöpfen und mehr aus der verfügbaren Zeit herauszuholen.“
Da das Schwimmen meiner Meinung nach eine wunderbare Ergänzung zum Laufen darstellt (eine gelenkschonende Herz-Kreis-Laufbelastung und zugleich regenerative Maßnahme, da der Wasserdruck von Außen auf den Körper wie eine natürliche Lymphdrainage wirkt), habe ich auch Alexander dieses ans Herz gelegt. Allerdings hatte er bis dato jenen Aggregatzustand iim öffentlichen Rahmen gemieden:
„Dank dir schwimme ich sogar. Auf gewisse Weise macht es mir sogar Spaß.“
Und auch die Anmeldung für seinen ersten Triathlon ging vor wenigen Tagen raus. Denn als regelmäßiger mit-dem-Rad-zur-Arbeit-Pendler, war das meiner Meinung nach eigentlich auch schon vorprogrammiert 😉
Fazit: Ich glaube, da haben wir beide einen guten Job gemacht 🙂 Next Stop: Der hella Halbmarathon und mittelfristig der Rhein Energie Marathon in Köln am 13. Oktober 2019.