Als Sven Knipphals kürzlich sein erstes Buch mit dem Titel „Mach dich schneller“ präsentierte, wurde die rasende Reporterin natürlich hellhörig – „Da geht bestimmt noch was!“ dachte ich mir und mit den entsprechenden Tipps von einem der besten Sprinter Deutschlands würde ich auch an der Authentizität meines Spitznamens feilen können.
Kurzer Hand bat ich Sven also um ein Interview und hatte wenig später auch eine signierte Ausgabe in der Hand, durch die ich mich nun praktisch durcharbeiten kann – vielen lieben Dank noch einmal dafür!
Zwar werde ich kein 10,13sek-auf-100m-Kandidat (Svens Bestzeit über 100m) und auch für den Marathon wird mir der gewonnene Speed nicht unbedingt helfen, aber um meine Zeiten auf den Unterdistanzen zu verbessern und um die Beine generell bei Fahrtspielen oder Intervallen im Training endlich mal sprintgerecht einzuheizen, habe ich da vielleicht etwas Passendes gefunden.
Nach meinem Interview mit Sven bin ich auf jeden Fall gewillt, der ‚Raserei‘ neue Anreize zu geben. Was besonders interessant bzw. informativ sein kann, ist, dass neben seinen Erfahrungen als Sportler, Sven auch aus Sicht des Chiropractors schreibt und das Buch zeitgleich in Zusammenarbeit mit dem Strength und Personal Coach Wolfgang Unsöld aus Stuttgart erarbeitet wurde, der sich bereits auf internationaler Ebene einen Namen gemacht hat.
Inhaltlich kommen da also interessante Punkte zusammen, die ich mir jetzt mal lesetechnisch zu Gemüte führen werde. Vorweg jetzt aber das Interview mit Sven Knipphals!
Welche Intention liegt hinter deinem Buch? Was war dir persönlich wichtig?
Die Idee kam mir tatsächlich nach einer Begegnung in der Disco, als mich ein Fußballer in munterer Feierlaune ansprach und meinte „Ey, du bist doch der Knipphals! Über 100m hau ich dich weg.“ Das war jetzt nicht der Einzige, der sich aus dem Eifer des Gefechtes heraus mit mir über 100m messen wollte, um zu zeigen, dass er mich „easy weghaut“. Aber diese Äußerung hat mich letzten Endes dazu bewogen, meine Erfahrungen aus dem Sprinten einfach mal niederzuschreiben. Das Buch war dabei anfangs noch nicht in Planung. Mit der Zeit kam aber das ein und andere Wissen zusammen, sodass es sich anbot, näher auf das Thema ‚Schnelligkeit‘ aus unterschiedlichen Gesichtspunkten einzugehen und in einem Buch festzuhalten. Mir persönlich war es wichtig, dass ich praktische Tipps gebe, also das jeder wirklich schauen kann, wie er an seiner Schnelligkeit arbeiten kann.
Worum geht es in zwei, drei Sätzen?
Jedermann bekommt die Chance, möglichst effizient, kurz und knapp das Beste aus seiner Sprintleistung herauszuholen. Also insbesondere alle, die nicht schon 10,5sek auf 100m rennen oder grundsätzlich eher im Marathon Zuhause sind. Aber alle, die sich dazwischen bewegen, können einen persönlichen Anreiz für die eigene Schnelligkeit gewinnen und umsetzen.
Welche Zielgruppe sprichst du an? Wer sollte sich das Buch kaufen?
Geplant war es am Anfang für den klassischen ‚Fußball-Kreisliga-Ronaldo‘, aber jeder kann von den Tipps zehren, der an seiner Schnelligkeit arbeiten möchte. Die eigene Schnelligkeit lässt sich in unterschiedlicher Trainings-Spezifika integrieren und kann dort weiterhelfen. Aber auch das Wissen drumherum, also was die eigene Schnelligkeit bedingt (ob eine angepasste Ernährung oder die körperlichen Vorraussetzungen) sind informativ und lehrreich.
Mit wem/welcher Hilfe ist das Buch entstanden?
In Zusammenarbeit mit Wolfang Unsöld, Strength und Personal Coach aus Stuttgart, der sich bereits auf internationaler Ebene einen Namen gemacht hat und Ingo Bartels von TalentEntdecker, der das Lektorat und die Vermarktung übernommen hat. Ich selbst habe den Sprintteil und die Pläne geschrieben.
Wie viel Sven (als Mensch und Sportler) steckt in dem Buch?
Ich glaube, das kann man gar nicht mehr groß trennen bzw. ich würde fast sagen, dass der Chiropractor sogar das meiste Sagen hatte. Das Buch spiegelt jedoch in gewisser Weise meine Art wieder, also wie ich an die Dinge herangehe: zum Teil recht Detailversessen aber zum anderen auch kurz und knapp auf dem Punkt bringend.
Welche sportlichen und beruflichen Erfahrungen als Chiropractor fließen in das Buch mit ein?
Die sportlichen Erfahrungen sind natürlich die praktisch erlebten Erfahrungen, auf dem alles Weitere aufbaut. Als Kernpunkte sind hier zu nennen, dass man es als Sprinter oder beim Sprinten nicht übertreiben soll – Intensität ist das Stichwort. Das bedeutet: 100x100m ist Quatsch aber bereits 9x60m geht schon ordentlich an die Substanz. Es mag zwar wenig klingen, aber wenn du über 60m alles mobilisierst, was sich an Kraft abrufen lässt, dann ist solch ein Training sehr anstrengend. Nur wenn du im Training einen vernünftigen Reiz setzt, kannst du deine Sprintfähigkeit verbessern, wenngleich du es auch nicht übertreiben solltest.
Der Chiropractor hatte insbesondere dort seine Finger im Spiel, wo es um die sportlichen Voraussetzungen geht.
Wenn du drei Punkte nennen müsstest, worauf es in Sachen Schnelligkeit ankommt?
- Kontinuität: mit einmal schnell laufen ist es nicht getan
- Gradlinigkeit: die Kräfte müssen nach vorne gerichtet sein
- Sprinten kommt vom Sprinten
Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?
Wir haben versucht, das Buch so breit wie möglich aufzustellen. Wer hingegen lange gar nichts gemacht hat oder sich eher im extremen Ausdauerbereich bewegt, für den ist das Buch natürlich weniger geeignet. Aber der Teil über die Ernährung kann wiederum für jeden interessant sein (Stichwort Regeneration). Aber wer von dem Buch wirklich einen trainingstechnischen Benefit abgewinnen möchte, der sollte schon eine Grundfitness mitbringen.
Gibt es etwas, was du heute rückblickend anders machen würdest? Gerade bei all dem praktischen Wissen, welches du dir angeeignet hast?
Grundsätzlich eigentlich nicht viel. Nur die absolute Konsequenz in Sachen leistungsorientiertem Training konnte ich aufgrund meines zeitgleichen Studieren und später Arbeiten nicht gerecht werden – aber schließlich muss jeder sehen, wo er bleibt und wie er als Leichtathlet auskommt. Ich hätte vielleicht auch gerne in einem noch professionellerem Umfeld trainieren wollen, aber das hat sich nicht ergeben und das konnte man auch zeitgleich nicht groß beeinflussen. Die Umstände waren wie sie waren und man hat dennoch das Bestmöglichste daraus gemacht. Deshalb kann und bin ich zufrieden, was dabei herausgekommen ist. Sicherlich kann man im Nachhinein hier und da an Facetten schrauben, aber letzten Endes machen uns all diese Auf und Abs, alle Erfahrungen stärker und zu der Person/dem Sportler, der wir sind.
Genau das bedeutet Training: Entwicklung! Und diese ist von Höhen und Tiefen gezeichnet und es geht selten nur geradeaus. Es verlangt unermüdlichen Einsatz, Selbstvertrauen und ehrliche Leidenschaft, seine Ziele zu erreichen. Eine Zeit, die Emotionen, Erfahrungen, Erkenntnisse und Einsichten mit sich bringt und die wiederum prägen. Und all das wiederum macht den Erfolg am Tag X erleb- und nachempfindbar.
Was empfindest du, wenn Du Dein Buch in den Händen hältst? Werden Erinnerungen wach, kommt Wehmut auf oder ist es nur der Anfang eines neuen Kapitels (wortwörtlich)?
Natürlich war ich sehr happy, als ich das Buch in den Händen hielt – auch wenn die letzten Wochen sehr anstrengend waren und ich das Buch zig Male gelesen habe und am Ende fast schon blind war. Aber es hat sich gelohnt und ich bin auf das Feedback gespannt, was nun zurückkommt. Und ja, jetzt beginnt wortwörtlich ein neues Kapitel, aber ich freue mich darauf.
Das liegt wohl auch in der Natur einen Sportlers: man möchte nicht stehen bleiben oder stagnieren.
Sven bleibt dem Sprint trotz Beendens seiner aktiven Karriere als Sprinter weiter erhalten, denn er betreut die Trainingsgruppe vom DLV-Bundestrainer Ronald Stein im Athletik- und Krafttraining und übernimmt die Therapie als Chiropractor. So kann Sven zeitgleich Revue passieren, wie er es einst als Sprinter erlebt und praktiziert hat und kann dies wiederum in seine Arbeit/Betreuung mit einfließen lassen.
Genau dieser praxisnahen Betreuung von Athleten möchte er sich auch in Zukunft intensiver annehmen und sie sowohl trainingstechnisch als auch therapeutisch begleiten und bei ihrer Leistungsfähigkeit bzw. Leistungssteigerung unterstützen.
Für deinen weiteren Weg wünsche ich dir alles Gute, Sven! Und wer weiß, welches Wissen du nach weiteren zehn Jahren uns mit auf unseren Weg geben wirst.