Jetzt ist es eine runde Sache! Mit der Ausrichtung des IRONMANS vereint die Hansestadt nun alle großen Ausdauerevents – den Marathon im Frühjahr, die Cyclassics und der jährliche Weltcup im Triathlon. Mit dem IRONMAN in Frankfurt gibt es jetzt zwei Städte in Deutschland, in denen die IRONMAN Germany GmbH ein solches Großevent veranstaltet.
- Insgesamt 2500 Athleten hatten sich gemeldet. Darunter auch hochkarätige Spitzentriathleten, die der Premiere standesgemäß Tribut zollen wollten. Der Südafrikaner James Cunnama kam nach 08:00:36 Stunden als erster ins Ziel. Dahinter platzierten sich gleich zwei Deutsche: Horst Reichel (8:22:27 Stunden) und Markus Fachbach (8:25:36 Stunden).
- Bei den Frauen gewann Daniela Sämmler mit deutlichem Vorsprung (9:07:49 Stunden) vor der Österreicherin Eva Wutti (9:23:35 Stunden) und der vierfachen IRONMAN-Siegerin Kristin Möller (9:39:43 Stunden). Letztere war allerdings die einzige der weiblichen Top3, die noch einen ordentlichen Endspurt hinlegte und den Marathon unter drei Stunden beendete (2:58:10 Stunden).
Die meisten waren zu jenen Zielzeiten aber noch unterwegs und kämpften weniger gegen die Zeit an, sondern mehr gegen sich selbst.
Zwei Debütanten, die die IRONMAN Premiere gleichzeitig zu ihrer eigenen über die Langdistanz machten – Alexander Lobeda und Maximilian Reisert – waren sich in einer Sache einig: die letzten 10km waren einfach nur hart! Die in Hamburg altbewehrte Alsterrunde konnte und wollte man bei der vierten Umrundung an diesem Tage einfach nicht mehr sehen.
Maximilian: „Die letze Runde habe ich durchgehend geheult wie ein kleines Kind… ein Großteil davon kam durch die unerträglichen Schmerzen in den Oberschenkeln, der restliche Teil aus reiner Vorfreude auf den Zieleinlauf.“
Aber bis dahin war es nicht nur am Sonntag ein langer Weg. Monate liegen zurück, die genauso viel Kraft, Nerven und Emotionen gekostet haben, wie der IRONMAN selbst.
- Wie auch für unseren 24h-Anwalt Jan-Ove Becker, der sich Ende September dazu entschloss, ein neues Kapitel in seiner noch sehr jungen Karriere als Triathlet aufzuschlagen.
Jan-Ove: „Was mich in den folgenden Monaten erwarten sollte, hätte ich nie erwartet. Der IRONMAN in Hamburg war für mich nur das Ende eines sehr, sehr langen Weges, der mir weit mehr abverlangte, als ich es mir je vorstellen konnte. Damit meine ich nicht nur die sportliche Belastung, sondern vor allem auch die 60 Stunden pro Woche Arbeit, Familie, Beziehung und Freunde unter einen Deckel zu bekommen. Und gerade dann, wenn man denkt, es läuft, kommen die traurigsten Nachrichten aus dem engsten Familienkreis – die mich eine Zeit lang sehr aus der Bahn geworfen haben.“
Das Rennen aber zeigte Jan-Ove, worauf es im Leben oft am meisten ankommt, wenn es am Schwersten wird:
„Die Menschen an Deiner Seite!“
Und dazu gehörten am Tag X nicht nur die engsten Freunde, Familie und Bekannte, sondern auch all die freiwilligen Helfer. Von Anfang an begleiteten sie die Sportler und erwarteten die Sieger als die so genannten Finisher Catcher schließlich im Zielbereich.
So auch Detlef Rahrt und Judith Havers, die Momente miterleben durften, die nur unter die Haut gingen.
Judith Havers: „Mit dem einen durfte ich feiern, andere musste ich trösten, anderen wiederum Mut zusprechen… Ich habe noch viele Gespräche im Kopf und insbesondere erinnere ich mich an ‚meinen‘ ersten Gast, einen Dänen, der ins Ziel kam, aber eine Medaille abgelehnt hat. Er wurde disqualifiziert, da er wegen eines Verdachtes auf Windschattenfahren in die Penalty Box sollte (wo man eine 5min-Strafpause hätte einlegen müssen, Anm.d. Red.), diese aber nicht gefunden hat und weitergefahren ist…“
Detlef Rahrt: „Ich habe mich durch den Austausch mit den Athleten – insbesondere mit Annika Krull ( Europameisterin 70.3 in Dänemark 2017, Anm.d.Red.) – so inspirieren lassen, dass ich mich kommende Woche für den zweiten IRONMAN hier in Hamburg anmelden werde! IRONMAN ist halt keine Tagesaufgabe, sondern eine Einstellung, eine Geschichte, ein Teil des Lebens wenn man sich dafür entschiedet.“
3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und ein Marathon
Einfach unbegreiflich, zu was ein Mensch mit entsprechendem Ehrgeiz, Disziplin und Willenskraft in der Lage ist.
Und dieser Kampf wäre umso härter gewesen, hätte sich Hamburg vom Wetter und von der Stimmung nicht von seiner besten Seite gezeigt. Die Bedingungen schafften einen erträglicheren und vor allem motivierenderen Rahmen und nur dank all der jubelnden Stimmungsreißer wurde die Premiere für alle Beteiligten zu einem einmaligen Erlebnis.
Andere wiederum schrieben mit der Premiere in Hamburg nur ihre eigene IRONMAN-Historie fort.
Wie Marco Kaiser, für den es die dritte Langdistanz wurde: „Nach Roth 2014 (13h58) und Nizza 2016 (13h16) hab ich dieses Jahr Hamburg mit 12:29 ganz zufrieden stellend gefinished.“
- Ausgepowert hat sich Marco gleich das nächste Ziel gesetzt: der 70.3 in Rügen am 10. September.
Hat man einmal Blut geleckt, kommt man nicht mehr davon los
Bestes Beispiel ist der eingesessene IRONMAN Uli Nieper: „Es war vielleicht mein 50-60 Ironman – ich habe aufgehört zu zählen. Die Vorbereitung war eher aus der kalten Hose heraus und ich ging mit viel Spaß und relaxed ins Rennen. Währenddessen hatte ich Ärger, Schmerzen, Freude und Verwunderung, was so ein alter Körper doch immer wieder aushält. Höhen und Tiefen gibt’s immer eine Menge, besonders ab Stunde acht, aber so ist das, da muss man durch. Momentan schmerzen ein paar Stellen an meinem Körper, aber auch das ist immer so und vergeht bis man sich auf das nächste Abenteuer freut.“
Der Tag war ein einziges Gelage aus emotionalen Überflutungen, nervlichen Strapazen, Zweifeln, Hoffnungen oder wie Maximilian sagen würde: einfach EXTREM! Sei es die Distanz, die Schmerzen, die Gefühle, die Freude.
Schließlich schallte der „Final Countdown“ über den Hamburger Rathausmarkt als noch ein Athlet auf die Zielgerade einbog.
Benjamin Neske war ebenfalls als Helfer dabei und begleitete ihn auf den letzten Metern: „Halb gehend, halb laufend blieben nur noch wenige Sekunden bis zum Cutoff. 10m vor der Ziellinie erlitt er einen Krampf und konnte plötzlich nicht mehr weiterlaufen. Das Publikum war außer sich, Leute aus dem Ziel liefen auf ihn zu, um ihn noch irgendwie ins Ziel zu pushen. Mit letzter Kraft hat es der Athlet dann ins Ziel geschafft: 15:50:03…. damit war er drei Sekunden zu langsam laut Reglement. Ein Nerven-Krimi wie ich ihn selten erlebt habe und der zeigt, wie spannend es am vermeintlichen Ende bei einer Veranstaltung noch zugehen kann. Trotz der verpassten Zeit ist dieser Athlet für mich ein absoluter Gewinner!“