2017 wollte Marathonläufer Philipp Pflieger bereits beim Hamburger Marathon an den Start gehen. Leider musste der Regensburger diesen aber verletzungsbedingt absagen und plante schließlich im Herbst die verpassten 42,195km aus dem Frühjahr in Berlin nachzuholen. Zeitgleich liebäugelte Philipp mit der Norm für die Leichtathletik Europameisterschaft im Sommer 2018, obwohl er in erster Linie eine neue persönliche Bestzeit in Angriff nehmen wollte.
Nach einem starken Rennverlauf brach der 30-Jährige dann aber unerwartet auf den letzten zwei Kilometern zusammen und konnte das Rennen leider weder in neuer Bestzeit noch in den geforderten 2:14:00 Stunden beenden.
Neues Jahr, neues Glück und eine zweite Chance
Wobei Philipp gleich zwei offene Rechnungen in einem Rennen begleichen kann: der Start am Sonntag (29. April) beim 33. Haspa Marathon in Hamburg sowie den Leistungsnachweis für die Heim-EM.
Seine Leistungen zu Jahresbeginn sind wie auch schon im Vorjahr vielversprechend. Zuletzt drückte er beim Halbmarathon in Berlin seine persönliche Bestzeit über 21,1km – die er erst wenige Wochen zuvor in Barcelona aufstellte – noch einmal um 30 Sekunden nach unten (1:03,14h). Diesen erfolgreichen Lauf wird er hoffentlich in diesem Jahr auch auf doppelter Distanz in Hamburg fortsetzen können.
Der Marathon bleibt unberechenbar
Auch nach drei bis vier Monaten harter Trainingsvorbereitung ist man als Marathonläufer immer von den Gegebenheiten am Wettkampftag abhängig – dazu zählen u.a. das Wetter und die persönliche Tagesform. Das beste Beispiel dafür ist der Boston-Marathon von vergangenem Montag (16. April; Anm.d.Red.), bei dem die Läufer mit extremen klimatischen Bedingungen am Renntag klarkommen mussten (frostige vier Grad und Dauerregen, Anm.d.Red.).
Im Marathon (sei es im Training oder Rennen) hat man kaum Möglichkeiten, Dinge wieder gut zu machen oder aufzuholen. Alles wird auf den einen Tag hin ausgerichtet, wo dann letztlich auch alles stimmen und über rund 42 Kilometern zusammenpassen muss.
Als Marathonprofi hat man eigentlich nur zwei wirkliche Chancen im Jahr, einen Marathon auf diesem Niveau zu rennen. Man muss die Vorbereitung also so gut wie möglich nutzen und mit dem dazugehörigen Quäntchen Glück seine Leistung am Wettkampftag abliefern.
Im zweiten Anlauf nach Hamburg
Berlin ist verarbeitetet und ich freue mich umso mehr auf Hamburg. Besonders, weil ich im vergangenen Jahr aufgrund einer Verletzung auf meinen Start verzichten musste. Aus diesem Grund hab ich nicht lange gezögert und direkt zugesagt als die Anfrage des Veranstalters für den Start am 29. April kam.
Im Gegensatz zu Berlin geht es Philipp jetzt nicht um eine persönliche Bestzeit, sondern um die Norm (2:14:00h) für die Heim-EM.
Aufgrund von nur 15 Wochen für Regeneration und Vorbereitung auf die EM halte ich Ausloten der absoluten Leistungsgrenze in Hinblick auf den eigentlichen Saisonhöhepunkt bei der EM für kontraproduktiv.
Am Wochenende finden in Düsseldorf zeitgleich die Deutschen Meisterschaften im Marathon statt. Trotzdem hat sich Philipp für die Hansestadt entschieden, die dank versteckter Höhenmetern bekanntlich auch keine leichte Strecke ist.
Ich werde von den Veranstaltern des Haspa Marathon Hamburgs in jeglicher Hinsicht optimal unterstützt und bekomme auch eigene Pacemaker an die Seite gestellt. Deshalb glaube ich nicht, dass die Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf eine bessere Alternative für mich wären.
Philipp hat im Laufe seiner Karriere schon einige Hürden nehmen müssen und sich trotzdem immer wieder zurückgekämpft und sich damit (wie 2016 mit den Olympischen Spielen in Rio) einen Traum erfüllen können. Was ist es, was ihn immer wieder aufs Neue motiviert?
Das Ergründen des eigenen sportlichen Horizonts. Ich will der beste Marathonläufer werden, der ich eben sein kann und bin gespannt was noch möglich ist.
So unberechenbar die Langstrecke ist, so reizvoll ist diese Ungewissheit. Besonders reizvoll ist in diesem Jahr aber ein weiteres internationales Groß-Event…
Es ist nicht jedem Sportler vergönnt, dass im Laufe seiner Karriere ein internationales Großereignis im eigenen Land stattfinden wird. Daher denke ich, dass die EM in Berlin nicht nur für mich, sondern für jeden deutschen Leichtathleten ein Riesen-Ding ist.
Die Vorfreude gebührt jetzt aber erst einmal Hamburg
Sehr gute Trainingsmonate und schon einige tolle Rennen in 2018 liegen hinter mir. Ich bin top motiviert und voller Vorfreude darauf, nach Hamburg zurückzukehren. Ich habe letzten Dienstag (17. April) meinen letzten längeren Lauf (30km) absolviert und ab jetzt wird das Training sukzessive heruntergefahren. Der Fokus liegt nun bis zum Marathon ausschließlich auf der Erholung, um am 29. April frisch und mit vollen Akkus ins Rennen gehen zu können.
Vielen Dank Philipp für deine Zeit und auf ein erfolgreiches Rennen am Sonntag!
Fotocredit des Beitragsbildes: 34MOTION