Nach seinem Triumph in London ging das Kräftemessen in Bad Köstritz gestern (Freitag) weiter. Vorne weg Speerwerfer Johannes Vetter (LG Offenberg), der nach dem Weltmeister-Titel auch einen neuen Meeting-Rekord aufstellen konnte. Anlass genug, einmal hinter den Erfolg zu schauen.
Wie fühlt man sich als Weltmeister? Welcher Mensch steckt dahinter bzw. was macht der Titel aus ihn? Kurz um: wie ist es mit der Goldmedaille um den Hals?
Lange trägt Johannes Vetter den Titel ja noch nicht mit sich. Dafür vergeht seit Jahren eigentlich kein Tag, wo sein Speer nicht dabei ist (oder kein Espresso intus).
Besonders intensiv war es in den letzten Wochen und Monaten. Das zerrt selbst an einem knapp 1,90m-Mann.
„Die Zeit war sehr stressig, mental sowie körperlich. Der Druck, den man sich selbst macht bzw. der auch von der medialen Seite ausging, war immens hoch. Deswegen bin ich umso glücklicher, dass ich dem standgehalten habe und die bestmöglichste Leistung abrufen konnte.“
Weltmeister, deutscher Rekord, viele Würfe über 90m
…sind das Ergebnis und ergeben zusammenfassend:
„Eine Hammergeile Zeit, mit einem super Team im Rücken und einem Wahnsinns Publikum geschmückt von bewegenden Emotionen.“
Zurück bleibt neben dem Stolz und der Dankbarkeit – „besonders für meinen Trainer, meinem Ärzte- und Physio-Team, meiner Familie und Freunden, die das alles ermöglicht haben, auch viele Gedanken an meine Mama Zuhause und viele Tränen mit meinem Papa im Stadion.“
Es ist weniger der Erfolg selbst, sondern mehr das drum herum, was einen bewegt aber nicht gleich abheben lässt.
„Ich versuche immer noch gelassen damit umzugehen und einfach so aufzutreten wie ich bin, ohne mich zu verstellen. Ich habe noch viel vor und bin mit meinem Trainer Boris Obergföll ständig am perfektionieren. Deshalb liegt selbst nach solchen Erfolgen wie in London der Fokus auf das, was kommt.“
Heute ist nicht gleich Morgen – Visier neu ausrichten
„Wir haben eine breite Masse an sehr guten Speerwerfern – national sowie international. Wenn der ein oder andere an einem Tag besser ist, muss man das einfach neidlos anerkennen. Ich versuche jede Niederlage zu reflektieren, denn auch aus Niederlagen sollte und muss man lernen.“
Trotz seines Ehrgeiz, seines „unbändigen Willens und dem Drang zur Perfektion“ bewahrt sich der etwa 103kg schwere Johannes seine Leichtigkeit.
„Ich würde mich als offen und bodenständig beschreiben mit einer Menge an Humor und Spaß bei dem, was ich mache.“
Die Leidenschaft ist die Basis von allem und der Leistungsanspruch wächst mit den Erfolgen
„Ich bin mit der Zeit ruhiger und gelassener geworden, was mir in den Wettkämpfen enorm weiterhilft.“
Welche Wichtigkeit hat der Sport in deinem Leben?
„Es ist Hobby und Beruf zugleich was ein Segen ist! Und dem ordne ich auch alles unter. Andernfalls ist es schwer, immer wieder die bestmöglichste Leistung zu bringen. Trotzdem bedeutet der Sport nicht alles im Leben. Ein gutes familiäres Umfeld sowie ein guter Freundeskreis ist genauso ‚Gold‘ wert!“
Ferner entscheidend ist das Gefühl für den eigenen Körper
„Ich habe beispielsweise viel über Regenerationsphasen und Ernährung gelernt. Es ist einfach enorm wichtig in sich ‚hineinzuhören‘ und dem Körper auch Ruhephasen zu gönnen, wenn er diese braucht. Der Trainingsplan ist kein GESETZ!“
Aber welches Ziel ist dagegen auf der Agenda gesetzt?
„Der Olympiasieg und die Verbesserung des deutschen Rekords. Aber viel wichtiger ist es, gesund zu bleiben, damit ich noch viele weitere Jahre meinen Sport überhaupt erfolgreich bestreiten kann.“
Fazit: Trotz muskulärer Masse multipliziert mit einer gewissen Beschleunigung werden neben der Gewichtskraft auch bei einem massiv wirkenden Speerwerfer viele Emotionen frei, die den Sportler immer auch noch Menschen sein lassen.
Fotocredit des Beitragsbildes: Toni (Kamera4)