Sonntag, der 10. September war für viele Triathleten ein wichtiges Datum in ihrem Wettkampfkalender. Der Strandräuber Ironman 70.3 vergab 50 Slots für die im kommenden Jahr stattfindende Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in Südafrika. Auch Josephin Betche (kurz Jophi) liebäugelte mit einer möglichen Qualifizierung.
Bereits vor dem Rennen war sich Jophi nicht sicher, ob die 70.3 WM im kommenden Jahr trotz Qualifikation realisierbar wäre. Es bleibt eine einmalige Chance, die aber trotzdem überlegt sein muss. Schließlich wirft eine solche Reise auch finanzielle Fragen auf und vielleicht wäre man selbst trotz verdienter Startmöglichkeit noch nicht soweit.
Gedanken, die Jophi zwar schon länger im Kopf schwirrten, am Tag des Wettkampfs aber hinten angestellt wurden. Der Fokus lag auf dem Rennen. Auf dem Schwimmen (was sie jedes Mal unsicher stimmt), auf das Radfahren (wo sie ihre Stärke ausfahren kann) und dem Laufen (ihr Lieblingspart).
Das Rennen war neben der WM aber gleichzeitig dafür wichtig, zu testen, wie sich Jophi auf der Mitteldistanz schlägt. Denn innerlich fühlt es sich als ihr zukünftiges St(r)eckenpferd an. Zwar legten sie und ihr Trainer in diesem Jahr Wert auf die kurzen Distanzen, aber langfristig sollen die Strecken gerne länger werden.
Wie ist das Rennen letztlich für dich verlaufen?
Jophi: „Bei der Frage unterscheide ich ein wenig zwischen der Platzierung auf der Ergebnisliste und meinem persönlichen Rennergebnis.
Mit meinen erreichten Zeiten (33min swim, 2:37h bike, 1:38h run) bin ich an sich zufrieden, denn es ist das, was ich zurzeit abrufen kann. Beim Rad fahren hätte ich mir auf der zweiten Runde noch etwas mehr Druck gewünscht und beim Schwimmen habe ich eine Boje falsch angepeilt, sodass ich einen kleinen Umweg geschwommen bin. Das sind aber kleine Dinge und die haben jetzt nicht das Rennen entschieden.“
Hinsichtlich der Ergebnisliste sitzt der Stachel des 4. Platzes tief
Jophi: „Ich hatte mir ja eigentlich erhofft, einen Startplatz für die IRONMAN 70.3. Weltmeisterschaft zu erkämpfen. Aber an dem Tag waren einfach so viele schnelle Mädels in meiner Altersklasse, dass ich an dem vordersten Platz nicht nah genug herankommen konnte. Trotzdem sehe ich den 10. Platz in der Gesamtwertung als positiv.“
Für die WM bedeutet das jetzt?
Jophi: „Obwohl die Drei vor mir ihren Startplatz für die WM in Afrika abgelehnt haben und ich somit einen Platz hätte bekommen können, habe ich mich dagegen entschieden. An dem Abend war ich einfach traurig über den vierten Platz und fühlte mich nicht in der Stimmung voller Euphorie einen WM Platz zu feiern… die nächste Chance kommt und die werde ich versuchen beim IRONMAN 70.3. Mallorca zu ergreifen.“
Konntest du dich zumindest mit der Distanz anfreunden?
Jophi: „Nach einem Rennen ist das zwar schwer zu sagen, aber im Vergleich zu den anderen Distanzen fällt mittelmäßiges Schwimmen nicht so ins Gewicht. Auf das Schwimmen folgen 90 km Rad ohne Windschattenfreigabe und ich kann hier meine Stärken ausspielen. Trotzdem kann man bei dieser Distanzlänge noch ein hohes Tempo angehen. Die Wettkampfdauer mit 4:45-5 Stunden ist überschaubar und verträgt auch mal ein hohes Tempo auf dem Rad oder beim Laufen.“
Für viele war der Ironman 70.3 in Rügen ebenfalls der Saisonabschluss, der am Sonntag unter perfektem Bedingungen stattfand.
Jophi: „Das Wetter war perfekt, das Rennen wie gewohnt super organisiert und durch den Rolling Start beim Schwimmen war es alles sehr kontrolliert. Allerdings hätte ich mir beim Rennen mehr Kampfrichter gewünscht, da das Windschatten-Fahren immer wieder auftrat. Das zeugt von unsportlichem Verhalten und ist respektlos den anderen Sportlern gegenüber!“
Trotz dieses Verhaltens ist es wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen und sich mit fairen Mitteln immer weiter voranzuarbeiten. Bedeutet für Jophi auch im kommenden Jahr, weiter an ihrer Form zu feilen – sprich Stärken ausbauen und Schwächen schrittweise begleichen.
Woran genau möchtest du im kommenden Jahr arbeiten?
Jophi: „Vor allem am Schwimmen, damit ich hier noch mehr „steh Vermögen“ bekommen 🙂 Zudem möchte ich versuchen, noch stärker Rad zu fahren und gerade hier bei hügeligen Strecken die Nase vorne haben. Wenn ich es dann noch schaffe mehr meine Black Roll zu benutzen und beweglicher zu werden … Tja das wäre schon was ! :D“
Off-Season
Wie verbringst du die verdiente Pause?
Jophi: „Ich bin seit gestern auf Korsika und werde mich nun drei Wochen erholen und nur sehr wenig oder auch gar nicht trainieren. Ich liege hier am Strand, esse Schokomüsli und wenn ich Hunger drauf habe zwei mal Nachtisch. Ich gehe, sobald ich zurück bin gerne viel reiten, klettern oder mache andere Sachen. Leider wird auch ein Teil der Zeit für meine Masterarbeit geopfert, aber es sind nur noch drei Seiten! Dann habe ich es geschafft!“
Je leistungsorientierter man trainiert, desto höher ist mit der Zeit auch die Trainingsintensität. Und wer schließlich in der Saison mehrere Wettkämpfe bestreitet, der merkt am Ende: „Ich brauche diese Pause einfach! Und außerdem ist diese Erholungsphase sehr wichtig. Ich merke, dass mein Kopf und auch mein Körper am Ende platt sind. Meine Füße heilen dann mal in Ruhe und meine Haut erholt sich. Danach kann ich dann wieder frisch in die neue Trainingsphase starten.“
Fotocredit des Beitragsbildes: Alexander Siegmund