Von einem Extrem ins andere: der genüsslichen Winterpause kontern die Ultra-Läufer am kommenden Samstag mit 50 Kilometern. Hunderte Läuferinnen und Läufer – Stand 21. Januar: rund 822 Voranmeldungen aus insgesamt 22 Nationen – starten in Rodgau alljährlich in die neue Ultra-Saison.
Es ist der erste Wertungslauf des DUV Cups 2018 bzw. zeitgleich wird in Rodgau der Gesamtsieger aus dem Vorjahr gekürt. Im Rahmen dieses Cups hatten/haben die Ultraläufer die Möglichkeit, entweder an den ‚kürzeren‘ (50km/6h) bzw. längeren (bis zu 100km/24h) Läufen teilzunehmen und über die jeweiligen Veranstaltungen hinweg Punkte zu sammeln.
Am Samstag startet auch der amtierende Deutsche Meister über 100 km Benedikt Hoffmann von der TSG Heilbronn beim Kultlauf. Der 32-Jährige konnte letztes Jahr in Marburg über 50 km eine neue persönliche Bestzeit (2:54:12h) laufen und kommt damit dem von ihm selbst aufgestellten Streckenrekord in Rodgau (2:57:32h) aus dem Jahr 2016 verdächtig nah. Wie hat sich der Gymnasialleherer auf den Saisoneinstieg vorbereitet?
Benedikt: „Die Weihnachtsferien habe ich genutzt, um einige Long Runs zu absolvieren und mit ca. zehn Einheiten pro Woche auf etwa 150km/Woche zu kommen. Viel ist das nicht für einen Ultraläufer. Allerdings kamen noch einige Kilometer auf Langlauf-Ski hinzu. Dagegen standen wenig spezifische Tempoläufe auf dem Programm, nur bei zwei Crossläufen konnte ich mir etwas Tempohärte holen.“
Der 50km Ultramarathon in Rodgau dient jetzt als Formtest. Bei guten Bedingungen könnte er sich durchaus vorstellen, den Streckenrekord zu knacken. Nach Rodgau bereitet Benedikt sich erst einmal auf die Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf Ende April vor.
Wer aber reiht sich neben Benedikt ein und kämpft vorne mit? Janosch Kowalczyk (2:38h beim Freiburg Marathon / 2016 2. Platz hinter Benedikt Hoffmann in 3:09:15 in Rodgau), Christoph Lux (3:20h über 50 km in Marburg / 7:26h über 100 km in Pilsen) oder Ludwig Reicherstorfer mit 2:40 beim Marathon in Berlin zählen zur starken Konkurrenz.
Auch Markus Heidl wäre ein Kandidat, der durchaus vorne mitkämpfen könnte, allerdings bereitet auch er sich auf einen Frühjahrsmarathon vor und plante zunächst erst gar nicht in Rodgau mitzulaufen.
Benedikt: „Weil ich aber die Veranstalter sehr gut kenne mache ich jetzt Tempo für Benedikt Hoffmann. Drei bis vier Runden, mehr schaffe ich nicht.“
Über Herausforderungen und Erwartungen hat Markus im letzten Jahr eine kleine Videoserie gemacht: „Running the distance“
Bei den Frauen hält Tinka Upphoff mit 3:32:42 Stunden den aktuellen Streckenrekord. Nach verletzungsbedingter Zwangspause ist die 34-Jährige dieses Mal leider nicht dabei. Wichtiger ist es jetzt, wieder ins regelmäßige Laufen zu finden und vielleicht 2019 wieder mit am Start zu sein. Trotzdem verrät sie, was den Kurs in Rodgau auszeichnet:
Tinka: „Zehn Mal durchläuft man dieselbe 5 km Runde. Schwer für den Kopf, könnte man meinen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Du kannst dich super gut orientieren und irgendwann triffst du immer wieder dieselben Leute, die dich anfeuern und motivieren. Dazu kommt, dass du auf dem größten Teil der Strecke immer wieder auch von Zuschauern bejubelt wirst. Die Stimmung ist daher großartig! Außerdem kommt man immer wieder an der Uhr vorbei und kann auf diese Weise prüfen, ob man richtig liegt. Bei der Marathondistanz steht auch eine Uhr, sodass man auf jeden Fall seine Marathonzeit weiß. Alles in allem ist es ein super Wettkampf mit flacher Strecke und Potential für einen bestenlistenfähigen 50er.“
Britta Giesen, die zuletzt den Frankfurt Marathon in 3:05 Stunden lief, ist dagegen in Rotgau als Podest-Anwärterin dabei. In knapp 22 Jahren ist sie bereits 117 Marathons/Ultras gelaufen. Derzeit sind die Marathons aber vermehrt nur Vorbereitung für die geplanten Ultra-Läufe.
Britta: „Je länger die Strecke, umso besser bin ich und bei überschaubaren Wettkämpfen laufe ich schon auf Sieg, wenn ich fit bin und das Gefühl hab, dass kann was werden. AK Sieg ist mit der AK45 schon sehr oft drin. Aber ich nehme auch gerne den Gesamtsieg mit. Mein Ziel ist auf jeden Fall für mich immer das Beste zu geben, so lange ich den Kopf nicht unter dem Arm trag, lauf ich die Ultras immer durch, Ultra-Lauf ist eine Kopfsache.“
Quellenverweis: Pressemitteilung des 19. RLT Rodgau Ultramarathons