Saisonhöhepunkt heißt, das Training wird auf den Tag X ausgerichtet. Gemeinsam mit ihrem Trainer Wolfram plante Jophi die letzten Wochen so, dass sie wenn es drauf ankommt, fit ist.
Die letzten 6 Wochen ging es vor allen Dingen um den Formaufbau. Das heißt viele Intervalle, vor allem auf dem Rad und ein paar Testwettkämpfe standen im Fokus.
Die letzten 24h vor dem Rennen
„Am Samstag mittag kam das erhoffte erholte Gefühl im Körper. Die Beine fühlten sich kraftvoll an, der Kopf war heiß aufs Rennen und genau die richtige Gelassenheit machte sich breit.“
Aber bis es endlich losgehen konnte, musste noch einiges geklärt werden. Besonders bei einem Großevent wie der Ironman 70.3 im Kraichgau standen noch ein paar organisatorische Dinge auf dem Plan: Rad einchecken, das allgemeine Race Briefing, Startunterlagen abholen, Startnummern bekleben und schließlich das sich stauende Adrenalin in den Beinen noch mal bei einem lockeren Lauf loslassen.
Die Vorfreude und Anspannung musste Jophi aber nicht mit sich alleine ausmachen, sondern konnte diese mit ihrem Freund Jan-Ove Becker teilen, der Kraichgau als Formtest für sein anstehendes Ironman-Debüt in Hamburg nutzten wollte.
„Für Jan habe ich mir einen erfolgreichen und mental entspannten Wettkampf gewünscht, der ihm viel Mut für die Langdistanz gibt. Ich wiederum hatte mir das Starterfeld angeschaut und wusste schon, dass es mit einem Treppchenplatz eng werden könnte.“
Trotzdem blieb ihr Wunsch in der Top 5 zu landen und ihre Zeit aus dem letzten Jahr zu verbessern.
Was geht einem in der letzten Stunde vor dem Rennen durch den Kopf?
Da Jan bereits auf der Strecke war, waren Jophis Gedanken zunächst ganz bei ihm.
Aber je näher ihr eigener Start rückte, umso mehr verlagerten sich die Gedanken auf logistische Eigenheiten. Schließlich ist ein Triathlon ein getakteter Wechsel, bei dem das notwendige Zubehör zur richtigen Zeit am richtigen Ort griffbereit warten sollte.
30 Minuten vor dem Start wurde das Neoverbot per Lautsprecher durchgegeben. Neo also wieder zurück ins Auto!
Sonst alles startbereit bzw. in sicherere Reichweite?
Jophi geht noch einmal alles im Kopf durch:
„Wo hängt mein Beutel? Wo steht mein Rad ? Wie ist der Laufweg? Was darf ich auf keinen Fall vergessen? Und dann geht der Blick Richtung See. Schwimmstrecke noch einmal anschauen. Meistens entscheide ich dann spontan, ob ich mich lieber einlaufe oder doch einschwimme.“
Bei 36 Grad fiel ihr die Entscheidung dieses Mal leicht. Kann los gehen!
Soweit lief alles nach Plan:
„Ich wusste, dass ich aufgrund des angewandten Rolling Starts (alle sechs Sekunden gehen zwei Athleten ins Wasser) bis zum Schluss nicht wissen werde, auf welchem Platz ich gerade bin.“
Deshalb lautete die alleinige Devise: Vollgas!
Erst auf der Laufstrecke könnte sie zum ersten Mal abschätzen, auf welchem Platz sie steht.
„Es war mega warm, aber ich kam super aus dem Wasser, hatte einen sehr schnellen Wechsel und bin dann aufs Rad. Die ersten 10 km liefen sehr rund. Am Berg musste ich dann aber ordentlich drücken. Dafür sind mir dieses Mal aber die Abfahrten besser gelungen.“
Beim Wechsel zum Laufen allerdings merkte sie jeden bereits gefahrenen Hügel – abgesehen davon, dass die Laufstrecke selbst auch nicht gerade flach war.
„Die Sonne brannte von oben und ich wusste das wird ein langer Lauf. Ich wäre gerne schneller gelaufen aber die Oberschenkel gaben nicht mehr her.“
Aber Jophi zog es durch und hoffte, die Konkurrenz auch auf den letzten Metern hinter sich zu lassen.
„Hat dann auch geklappt!“
Und wie! Jophi erreichte im Rahmen der Deutschen Meisterschaften in der Gesamtwertung den vierten Platz und landete in ihrer Altersklasse sogar auf dem Treppchen (dritter Platz).
Natürlich fühlt sich Erfolg immer gut an, aber für Jophi war es umso wertvoller zu sehen, dass sich der Fleiß im Trainings am Ende auszahlt. Wie auch für Jan:
„Er war ähnlich schnell wie letztes Jahr aber kam mental und physisch viel entspannter durch. Am Ende musste er der Hitze Tribut zollen.“
Mit bisschen Muskelkater in den Oberschenkel und Blasen an den Füßen – „wer kennt das nicht…“ – ging es für beide wieder in den Arbeits- und Trainingsalltag.
An dieser Stelle einen extra Schulterklopfer an Euch, wie Ihr alles mit gezielten Zeitmanagement und vor allem Disziplin unter einen Hut bekommt.
Jan-Ove arbeitet nämlich Vollzeit als Anwalt und muss seine Trainingseinheiten entweder in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden legen, bzw. schnürt teilweise auch in der Mittagspause die Laufschuhe.
Jophi wiederum meistert Uni (die Triathletin ist angehende Lehrerin), ihren Nebenjob in der Grundschule und im Rettungsdienst und kümmert sich obendrein noch um ihr Pferd.
Was muss das muss, wenn man sich Ziele gesteckt hat!
Also Visier neu ausrichten und motiviert angreifen: Für Jophi steht nächstes Woche bereits die EM in Düsseldorf an und Jan stellt sich schon mal mental auf die Ironman-Premiere in Hamburg ein.
In diesem Sinne: Viel Erfolg Euch beiden!
Quelle des Beitragsbildes: Joern Pollex/Getty Images for IRONMAN