Am Wochenende geht es endlich wieder auf die Langstrecke – 42,195 Kilometer oder knapp 21,1 Kilometer durch Hannover.
Insbesondere auf halber Strecke wird es nach der Premiere im Vorjahr auch dieses Mal wieder um den deutschen Meistertitel gehen. 951 Athleten sind gemeldet, das sind knapp 200 mehr als noch 2017, die um den Titel rennen.
Allerdings müssen sich unsere deutschen Spitzenläuferinnen und Spitzenläufer am Sonntag (08. April 2018) noch bis 10:45 Uhr gedulden, ehe auch sie auf die Strecke losgelassen werden. Die Startzeit für den Marathon hingegen ist bereits um neun Uhr.
Wer holt sich den Titel?
Im vergangenen Jahr lieferten sich Philipp Baar (ART Düsseldorf) und Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01) ein spannendes Duell, das am Ende überraschend siegreich für den jetzt 25-Jährige Philipp ausging. Beide sind auch dieses Mal wieder am Start und gehen im Kampf um den Titel in die zweite Runde.
„Der Zweikampf mit Hendrik hat letztes Jahr unerwartet das Rennen geprägt. Ich mochte die Rolle als ‚Underdog‘ sehr. Niemand wäre enttäuscht gewesen, wenn meine aggressive Taktik nicht aufgegangen wäre. Hendrik und ich haben beide das Tempo hochgehalten und uns nach vorn getrieben. Mir hat es optimal in die Karten gespielt, da ich mich bis spät ins Rennen sehr gut gefühlt habe und mit einer späten Attacke den Sieg herbeiführen wollte. Das hat funktioniert,“ erinnert sich Philipp, der Ende April sein Marathon-Debüt in Düsseldorf (29. April) geben möchte.
Hendrik ist in diesem Jahr bereits einen Halbmarathon gelaufen und konnte sich mit 64:12 Minuten in einem sehr stark besetzten Feld in Doha einen Platz unter den Top 10 sichern. Demnach wird es auch bei der Neuauflage des Duells wieder spannend werden und hoffentlich auch schnell zugehen.
„Ich werde wieder versuchen, um den Titel zu kämpfen. Ich mag das Bummeln und Taktieren nicht gerne und würde mich über schnelle Zeiten freuen, anstatt, dass der Titel mit 65/66 Minuten weggeht. Allerdings werde ich diesmal nicht alleine den Tempomacher spielen, da müssen die anderen schon mitziehen.“
Die Konkurrenz schläft nicht
„Ich gehe davon aus, dass noch mehr vorne mitmischen werden. Die Regensburger mit Simon Boch, Tim Ramdane Cherif und Dominik Notz aber auch Karsten Meier und Jens Nerkamp sind alle in super Form,“ schätzt Hendrik die Konkurrenz ein.
Letzterer – Jens Nerkamp (PSV Grün-Weiß Kassel) – wurde erst am vergangenen Wochenende beim traditionellen 72. Paderborner Osterlauf mit 29:20 Minuten schnellster Deutscher und stellte damit obendrein einen neuen nordhessischen Rekord über 10 Kilometer auf.
Allerdings hatte der 28-Jährige lange Zeit mit muskulären Problemen zu hadern und konnte sich erst ab Mitte September 2017 wieder voll belasten.
„Man will immer mehr als man sollte. Ich habe dann also lange mit sehr viel Rücksicht trainiert und versucht eine Grundlage zu schaffen. Ins Marathon-Training bin ich dann im Januar eingestiegen. Grundlagentraining ohne Ende. Im Trainingslager in Portugal hat zwei Wochen alles super funktioniert, ähnlich wie 2016 vor dem Berliner Halbmarathon. Ich merke, dass die Form kommt, kann aber keine Prognose geben, was ich gerade über 21km ins Ziel bringen kann.“
Der Tag X steht noch aus
Für viele ist der Halbmarathon eine erste Standortbestimmung auf dem Weg zu ihrem Frühjahrsmarathon, wo sie die Norm für die Leichtathletik EM in Berlin (06. bis 12. August 2018) angreifen möchten. Für die Männer heißt das in der Einzelwertung 2:14:00 Stunden, für die Frauen 2:32:00 Stunden zu unterbieten.
Beim Marathon in Düsseldorf am 29. April finden zeitgleich die Deutschen Meisterschaften statt. Demnach werden viele das Pflaster im Ruhrgebiet aufsuchen, um den Leistungsnachweis zu liefern.
Manche haben die Norm bereits im vergangenen Jahr erfüllt und wie Hendrik dann auch den zusätzlich geforderten Leistungsnachweis im Halbmarathon (für die Männer in geforderten 65:30 Minuten) ebenfalls abgehakt. Deshalb kann Hendrik den April im Gegensatz zu den meisten genießen und befreit nach Hannover reisen.
Auch Fabienne Amrhein (MTG Mannheim) konnte bereits 2017 bei ihrem Marathon-Debüt in Berlin mit 2:34:14 Stunden die Team-EM-Norm von 2:35:00 Stunden unterbieten. Jetzt müssen daher nur noch die geforderten 1:14:30 Stunden im Halbmarathon gelaufen werden, um sich als potentielle Kandidatin für die Heim-EM zu empfehlen.
„Sollte es mir in Hannover gelingen, geht es in Düsseldorf bei meinem zweiten Marathon vor allem darum, meiner persönlichen Leistungsgrenze ein Stück näher zu kommen. In Berlin bin ich noch sehr zurückhaltend gelaufen, nun werde ich etwas mehr riskieren, um mich noch besser im Rennen um die EM-Startplätze zu empfehlen. Aber die Konkurrenz ist sehr stark, daher wäre es ein Riesen Erfolg für mich, wenn es am Ende mit der Teilnahme klappen würde.“
Nachdem der geplante Härtetest im März krankheitsbedingt leider nicht stattfinden konnte, wird der Halbmarathon in Hannover für die 25-Jährige jetzt die einzige Gelegenheit sein, ihre Form zu testen.
Jeder hat ein anderes Ziel
Ambitioniert gehen auch Franzi Reng, Corinna Harrer und Miriam Dattke ins Rennen. Die Regensburgerinnen wollen wie ihre Vereinskollegen Simon, Tim und Dominik in der Teamwertung punkten. Im vergangenen Jahr ging der Mannschaftstitel bei den Frauen bereits an die LG Telis Finanz Regensburg, bei den Männern hingegen an den ART Düsseldorf. (Hier gibt es noch einmal alle Ergebnisse im Überblick)
Zwar haben sich alle drei im Trainingslager gemeinsam auf den Halbmarathon vorbereitet, aber eigentlich befinden sich Miriam und Corinna im Training auf die 10.000m, wohingegen Franzi sich wie Fabienne auf Düsseldorf vorbereitet.
Die 21-Jährige lag bei ihrem Marathon-Debüt in Frankfurt mit 2:34:57 Stunden ebenfalls unter der Team-Norm. Bedeutet also, auch für Franzi, Corinna und Miriam liegt die Priorität woanders, allerdings bleibt der Mannschaftstitel bei den Frauen und den Juniorinnen der Anreiz für das Rennen am Sonntag.
„Wie die Mannschaften letztendlich aussehen, also ob Anja Scherl bei den Frauen mit dabei sein wird und wer unsere dritte Juniorin sein wird, ist natürlich bis zum Zieleinlauf völlig offen. Gerade bei den Frauen sind wir echt breit aufgestellt, obwohl wir mit Thea Heim einen Ausfall zu verzeichnen haben. Dennoch, vielleicht kommen ja sogar zwei Mannschaften aufs Podest – das wäre mega. In jedem Fall gehen wir optimistisch ins Rennen. Und wo wir uns dann wiederfinden und wer von uns als Erste, Zweite oder Dritte durchs Ziel geht, ist eigentlich zweitrangig,“ erklärt Franzi und freut sich auf den Lauf am Sonntag.
Es wird also wieder spannend! Alle Infos zum Rennen findet ihr hier